Projekte
(interdisziplinär, Teilprojekt der DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt)
- Projektleiterinnen: Prof. Dr. Silke Adam (Bern) und Prof. Dr. Barbara Pfetsch (Berlin)
- Projektmitarbeiter/innen: Dr. Thomas Häussler (Bern), Daniel Maier, M.A. (Berlin), Dipl. rer. com. Peter Miltner (Berlin), Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri (Passau), Jun.-Prof. Dr. Annie Waldherr (Münster)
- Kooperationspartner: W. Lance Bennett (Washington), FAS.research (Wien) und InfAI Institut für Angewandte Informatik (An-Institut an der Universität Leipzig)
Das Projekt befasst sich mit der Frage, unter welchen Bedingungen die Online-Kommunikation zivilgesellschaftlicher Gruppen die mediale und politische Agenda beeinflusst. Dabei liegt der Fokus auf den Partizipationsmöglichkeiten zivilgesellschaftlicher Akteure und ihrer Chance, Themenfelder und Meinungen auf die Agenden von Journalisten, Politikern und der breiten Öffentlichkeit zu setzen. Basierend auf dem Agenda-Building Ansatz gehen wir davon aus, dass das partizipative Potenzial von Online-Kommunikation sich vor allem dann entfalten kann, wenn die Themen und Frames zivilgesellschaftlicher Akteure auch von den traditionellen Medien aufgenommen werden und so eine breite Öffentlichkeit erreichen. Wir nehmen an, dass die Themen und Frames dieser Gruppen massenmediale Beachtung finden, wenn sie im Internet dichte Themennetzwerke mit starken gemeinsamen Frames herausbilden. Das empirische Forschungsprogramm besteht darin, themenspezifische Online-Netzwerke in den Themenfeldern Klimawandel und Lebensmittelsicherheit über einen Zeitraum von insgesamt 30 Monaten für vier Länder (Deutschland, Schweiz, UK und USA) zu erheben und im Längsschnitt zu analysieren, unter welchen Voraussetzungen ihre online kommunizierten Themen und Frames in den traditionellen Printmedien erscheinen. In der zweiten Projektphase liegt der Fokus der Untersuchung auf der politischen Agenda. In den vier Untersuchungsländern beziehen wir sowohl Parlamentsdebatten als auch facebook-Profile von Parteien und relevanten Politikern in die Untersuchung mit ein. Das Ziel ist festzustellen, wie groß die politische Aufmerksamkeit bezüglich der Themen Klimawandel und Lebensmittelsicherheit in Abhängigkeit der Medien-Agenden (online und offline) ist. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung und Anwendung automatisierter Verfahren der Inhaltsanalyse, um die großen Datenmengen umfassend auswerten zu können.
- Projektleiterin: Hannah Schmid-Petri
Es ist ein gängiger Weg von Klimawandel-Gegnern, in der Öffentlichkeit das falsche Bild einer gespaltenen wissenschaftlichen Gemeinschaft darzustellen, um Zweifel am Klimawandel zu säen. Dazu werden angeblich renommierte Wissenschaftler angeführt, die in der Klimaforschung jedoch wenig Erfahrung haben („Pseudo-Experten“). Das Experiment untersucht, welchen Einfluss die Verwendung von solchen Pseudo-Experten auf die Einstellungen zum Klimawandel hat und ob eine vorherige Aufklärung über diese Taktik die Wirkung der Pseudo-Experten entkräftet.
Die Studie stellt dabei eine Replikation eines Experiments von Cook et al. (2017) dar. Die Autoren testen die Wirkung von Pseudo-Experten (und einer vorherigen Aufklärung) mit einem US-amerikanischen sample. Dabei zeigen sie einen negativen Effekt der Pseudo-Experten bspw. auf den wahrgenommenen Konsens unter Klimawissenschaftlern/innen – aber auch, dass eine vorherige Aufklärung der Rezipienten/innen über diese Taktik den Effekt nivelliert. Die Wirkung der Aufklärung zeigt sich besonders bei Personen, die einen freien Markt/ein liberales Wirtschaftssystem befürworten. Wir möchten die Studie gerne auf den deutschen Kontext übertragen und testen, inwieweit sich die Ergebnisse für ein deutsches sample replizieren lassen.
Sollte sich die Aufklärungsstrategie als wirksam erweisen, wäre dies ein wichtiger Hinweis für die Kommunikation über den Klimawandel z.B. für Journalisten/innen und Praktiker.
Cook, J., Lewandowsky, S. & Ecker, U. K. H. (2017). Neutralizing misinformation through inoculation: Exposing misleading argumentation techniques reduces their influence. PLoS ONE, 12(5): e0175799.
- Projektleiterin: Hannah Schmid-Petri
- Projektmitarbeiter/innen: Moritz Bürger, Stephan Schlögl, Anna Wickern
The process of knowledge generation and diffusion has fundamentally changed due to digitalization and especially due to the rapid development of the Internet: Traditional mass media as well as scientists and scientific institutions have lost their monopoly as gatekeepers, instead everyone can claim to be an expert in a certain field and easily disseminate his/her knowledge. One successful example of such a collaborative knowledge production online is Wikipedia. Since it is designed as a free and open online-encyclopedia the presented knowledge on Wikipedia is socially constructed - a result of a high number of microinteractions between a certain group of anonymous or registered editors. Even though real edit wars occur only rarely, these deliberation and negotiation processes are often accompanied by conflicts in which finally one opinion persists. Thus, the question arises who or which group of actors is capable to win these discussions and who thereby decides which knowledge gets preserved or suppressed in contemporary societies and hence acts as a "modern" gatekeeper? The aim of the proposed project is to get a deeper understanding of these power dynamics on Wikipedia. Theoretically we base our study on argumentative discourse analysis in combination with work regarding collaborative networks in science (e.g. invisible colleges) and online coalitions.
- Projektleiter/in: Dr. Thomas Häussler (Bern), Prof. Dr. Silke Adam (Bern)
- Kooperationspartner: Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri (Passau), Isabelle Stadelmann-Steffen (Bern)
The proposed project addresses the question of how digitalisation is transforming politics and focuses on how arguments diffuse on Twitter during a popular referendum campaign in Switzerland. While social media have become inextricably intertwined with political campaigns, the diffusion studies in the field show several deficits: they have largely failed to address propagation processes in the context of campaigns – let alone popular referenda; they have ignored multilingual settings; they have taken a predominantly descriptive approach, rather than combining it with a normative perspective; they have ignored the most central element of political discourses, namely arguments and their competition for diffusion; and they have mostly treated the different drivers of diffusion processes separately. Based on this literature and against the background of public sphere theory, we develop an analytical framework that integrates the different drivers of the diffusion process: the network structure, attributes of the actors (actor type), and characteristics of the content (e.g., news factors). Correspondingly, our first research question asks what factors determine how arguments diffuse more or less successfully on Twitter during a Swiss referendum campaign in the German and French speaking parts (RQ1)? Our second research question in turn asks whether language borders pose barriers to diffusion processes, who acts as brokers between them, and whether this leads to systematic differences within the German and French speaking Twitter communities with regard to the propagated arguments (RQ2).
(Laufzeit 2018-2021)
Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe (IAG) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) widmet sich der Frage, ob und wie sich die Qualität der Wissenschaftskommunikation unter den Bedingungen der Digitalisierung verändert hat und weiter verändert. Welche Herausforderungen ergeben sich aus den Veränderungen für die aufgeklärte Meinungsbildung in der Demokratie? Welche neuen Qualitätsanforderungen stellen sich und welche Implikationen bringt dies für Wissenschaft, Politik, Medien und Gesellschaft mit sich?
Die IAG wird auf digitale Transformationen zurückgehende Veränderungen für die öffentliche Wissenschaftskommunikation beschreiben und deren Folgen für die Wissenschaft und die Gesellschaft analysieren. Dies geschieht gleichermaßen auf den Ebenen der Technologien sowie auf der Ebene der Handlungs- und Organisationsformen. Es werden die aktuellen Forschungsergebnisse zusammengeführt, Chancen und Herausforderungen identifiziert sowie Lösungsansätze diskutiert. Ziel der IAG ist es, auf dieser Grundlage Handlungswissen bereitzustellen und Leitfäden für die Wissenschaft und ihre Organisationen, Medien und die Politik zu entwickeln. Die Arbeitsgruppe soll in Kooperation mit acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften durchgeführt werden.