Politikwissenschaft
Was macht eigentlich Ihr Lehrstuhl?
Der Lehrstuhl für Politikwissenschaft konzentriert sich in Forschung und Lehre auf Fragestellungen
des Teilgebietes Vergleichende Regierungslehre. Lehrstuhlinhaber Prof. Dr.Winand Gellner und seine
Mitarbeiter decken dabei eine große Bandbreite von Lehrveranstaltungen ab, die nach der
Organisation von Politik, nach Prozessen von Politik sowie nach ihren Inhalten fragen.
Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihren Lehrveranstaltungen?
Den Schwerpunkt bilden dabei die politischen Systeme Deutschlands und der USA, jedoch werden
regelmäßig auch andere Staaten und Regionen (z.B. Lateinamerika) betrachtet.
Typische Fragestellungen, die in Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls behandelt werden, sind zum
Beispiel:
● Warum funktionieren oder scheitern Demokratien?
● Wie denken die Menschen über Politik?
● Wie werden Wahlen gewonnen (und verloren)?
● Wie wird politisch kommuniziert und über welche Kanäle (u.a. Mediensysteme)?
● Wie lassen sich Phänomene des Populismus erklären?
● Was meint Regieren und Führen in Zeiten der Globalisierung, Individualisierung und
Digitalisierung?
● Welche Rolle spielen Parteien, organisierte Interessen und die Wirtschaft in politischen
Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen?
Welche Einführungsveranstaltungen bieten Sie an?
Die beiden grundlegenden Einführungsveranstaltungen („Einführung in die Politikwissenschaft“,
„Einführung in die Vergleichende Regierungslehre“) finden jeweils im Wintersemester statt,
Studienanfänger im Sommersemester können gegebenenfalls einführende Proseminare besuchen.
Welche Kurse hierfür geeignet sind, ist jeweils beim Lehrstuhl zu erfragen.
Was ist eigentlich die politische Theorie und Ideengeschichte?
Mein Fachgebiet ist die Politische Theorie und Ideengeschichte, also der Teil der Politikwissenschaft, der sich mit den Grundlagen des Fachs beschäftigt. In der Politischen Theorie setzen wir uns mit Theorien auseinander, die in den anderen Teilen des Fachs bewusst verwendet oder unausgesprochen vorausgesetzt werden, z. B. Demokratietheorie, die Theorie des Parlamentarismus, Revolutionstheorien usw. Hier geht es weniger um die Anwendung solcher Theorien als darum, sie in sich zu durchdenken und auf ihre Schlüssigkeit hin zu prüfen. In der Ideengeschichte werden die großen geistigen Strömungen wie der Liberalismus, der Sozialismus, der Nationalismus behandelt. Zudem befassen wir uns hier mit den großen Denkern der politischen Philosophie wie Platon, Aristoteles, Machiavelli, Hobbes, Kant, Hegel, Marx, Habermas etc.
Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihren Lehrveranstaltungen?
Das eigentliche Ziel in meinen Lehrveranstaltungen ist: denken lernen! Durch die Auseinandersetzung mit dem Denken anderer soll der eigene Horizont erweitert werden. Außerdem sollen Kriterien zur Beurteilung von Argumenten gewonnen werden, indem man Theorien alleine nach logischen Maßstäben prüft. Das trägt zur Versachlichung des eigenen Denkens bei. Der inhaltliche Aspekt, also die Vermittlung von Wissen über bestimmte Denker, Epochen und geschichtliche Zusammenhänge, hat immer auch die Funktion, an ihnen das eigene Denken zu schulen. Dadurch gewinnt man eine Kompetenz, die über den jeweiligen Inhalt hinausgeht. Das setzt allerdings die Bereitschaft zu intensiver Lektüre voraus. Deshalb stehen Texte, und zwar Originaltexte, nicht irgendwelche Zusammenfassungen oder andere Sekundärliteratur, im Mittelpunkt aller meiner Lehrveranstaltungen.
Welche Einführungsveranstaltungen bieten Sie an?
Die Vorlesung „Einführung in die politische Theorie“ bietet einen Gang durch die Geschichte des politischen Denkens von Platon bis zu den Ideologien des 20. Jahrhunderts, Kommunismus und Nationalsozialismus. An meiner Professur werden aber alle Lehrveranstaltungen möglichst so gestaltet, dass sie ohne großes Vorwissen besucht werden können und für die Studenten dann ertragreich sind, wenn sie zum kontinuierlichen Mitarbeiten und Mitdenken bereit sind.
Was ist Ihr Forschungsgebiet?
Ein Forschungsschwerpunkt ist die antike politische Philosophie, weil in ihr die Grundlagen für unsere ganze abendländische Kultur gelegt wurden. Außerdem finden wir hier politische Positionen, die in der späteren Geschichte immer wiederkehren, aber in der Antike in einer Klarheit durchdacht wurden, wie sie danach kaum mehr erreicht wurde. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Zeit der Gründung der amerikanischen Demokratie im 18. Jahrhundert, weil sie schlechthin das Vorbild für unsere moderne liberale Demokratie geworden ist. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Auseinandersetzungen mit Kommunismus und Nationalsozialismus als den bisher radikalsten Bedrohungen der Demokratie, wobei in letzter Zeit auch das Thema Islamismus bzw. ganz allgemein das Thema „Politik und Religion“ hinzugekommen ist.
Publizistisch und in Vorträgen befasse ich mit einer Reihe von aktuellen Themen wie Politik und Internet, Populismus, politische Kultur, Bildungspolitik, das Erbe der DDR, die Zukunft der Religion etc.
Ein aktuelles Forschungsprojekt lautet „Diktatur und Gewissen“. In ihm soll erforscht werden, welche Motive Täter sowie Opfer der DDR-Herrschaft antrieben, im Sinne des Regimes zu handeln oder ihm Widerstand zu leisten.
Womit beschäftigt sich die Internationale Politik?
Das Fach der Internationalen Politik, auch genannt 'Internationale Beziehungen' beschäftigt sich mit globaler Politik/Weltpolitik, zwischenstaatliche Beziehungen, Außenpolitiken, Krieg und Frieden, der Rolle von nicht-staatlicheninternationalen Akteuren (z. B. UN, EU, Amnesty International, Google), internationalen Systemen und globalen Themen (Sicherheit, Klima, Handel, Menschenrechte etc.).
Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihren Lehrveranstaltungen?
Unser grundlegendes Anliegen in Forschung und Lehre ist es, komplexe Inhalte der internationalen Politik verständlich und nachvollziehbar zu machen. So gilt es, die Welt zu beobachten und zugleich zu versuchen, politische Zusammenhänge zu erklären und theoretisch zu erfassen. Unser Lehrprogramm beginnt mit einer umfassenden Einführungsvorlesung (s.u.), die jährlich im Sommersemester stattfindet und sowohl praktisches als auch theoretisches Grundlagenwissen vermittelt. Im Wintersemester findet jährlich darauf aufbauend die Vorlesung „Ausgewählte Kapitel der Internationalen Politik“ statt. Mit dieser soliden Grundlage können Studierende das Seminarprogramm der Professur besuchen. In den Proseminaren des Typs 1 und 2 werden spezifische Themen des Fachs (s.o.) vertieft. Beispielsweise widmet sich in der Regel jedes Semester ein Proseminar der Außenpolitik eines bestimmten Landes. Im weiteren Verlauf des Studiums können Studierende ein Hauptseminar der Professur besuchen. Dieses ist Voraussetzung, wenn die Bachelorarbeit durch die Professur betreut werden soll. Ein Pro- und auch ein Hauptseminar werden zudem in jedem Semester auch als online-Kurs bei der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb) angeboten. Für fortgeschrittene Studierende, die ihre Abschlussarbeit an der Professur schreiben oder über ein besonderes Forschungsinteresse verfügen, bietet die Professur darüber hinaus ein Examensseminar an. Die Pro- und Hauptseminare verändern sich thematisch jedes Semester, decken aber ein breites Spektrum der Themen des Fachs ab. Schwerpunkte bilden häufig die Forschungsinteressen der Lehrenden und Lehrbeauftragten.
Welche Einführungsveranstaltungen bieten Sie an?
Die Vorlesung "Einführung in das Studium der Internationalen Politik“ wird immer im Sommersemester angeboten. In dieser problemorientierten Einführung soll Neueinsteigern ein erster Einblick in die Internationale Politik (IP) gegeben werden. Dazu werden die Studierenden mit wichtigen Etappen und Wegmarken der IP mit Hilfe von Beschreibungen, Analysen und Erklärungen vertraut gemacht (z.B. Kalter Krieg, Deutsche Einheit, UNO, Irak-Krieg). Zugleich werden wichtige Akteure der IP vorgestellt. Schließlich werden den Studierenden Theorien der IP nähergebracht, indem diese jeweils zur Erklärung der Politikergebnisse der Fallstudien herangezogen werden. Die Vorlesung wird durch Tutorien begleitet, deren Besuch dringend empfohlen wird. Literatur zur Empirie und der Theorie wird auf Stud.IP eingestellt. Die Klausur am Ende des Semesters prüft systematisch das Verständnis für Probleme der IP ab. Diese Vorlesung muss bestanden werden, bevor Pro- oder Hauptseminare der Professur besucht werden können.
Empfehlen Sie eine bestimmte Lektüre als thematische Einführung für Interessierte?
Das Lehrbuch "Internationale Politik verstehen" (erschienen im September 2014, 2. erw. Auflage seit Oktober 2017) von Prof. Dr. Stahl bietet Interessierten der Internationalen Politik und Studierenden des ersten Studienjahres einen umfassenden, leicht verständlichen und differenzierten Einstieg in die Materie – mittels empirischer Beschreibungen, Analysen und fallbezogener Erklärungen.
Aus dem Inhalt:
- Vermittlung zeithistorischen Wissens (Kalter Krieg, Deutsche Einheit, Europäische Integration, etc.);
- "Problemorientierung": Einführung "realer Probleme", die einen Teil der Menschheit materiell betreffen und die dem anderen Teil der Menschheit typischerweise über Medien nahegebracht wird (z.B. Irak-Krieg, globale Umweltprobleme, Finanzkrise). Zudem meint "Problemorientierung" einen gewissen normativen Anspruch in Bezug auf die humana conditio, d.h. auch Themen, die sehr viele Menschen außerhalb Europas betreffen, werden behandelt (z.B. Frieden in Südostasien, Krieg im Kongo);
- Theorien als Werkzeug zum Verständnis beobachteter empirischer Phänomene: das Theorieverständnis ordnet sich der dargestellten Problemorientierung unter, die Explikationsfunktion von Theorien steht im Vordergrund, also die Frage: Wie können wir einen Krieg, wie können wir Frieden erklären?
- Glossare mit den wichtigsten analytischen und theoretischen Begriffen;
- Fragenkatalog mit Lernfragen zum Kapitel und zum theoretischen Verständnis;
- kommentiertes Literaturverzeichnis;
- Case Studies zu aktuellen Themen.
Was ist Ihr Forschungsgebiet?
Die Forschungsschwerpunkte der Professur liegen im Bereich vergleichende Außenpolitikforschung (vor allem deutsche und französische Außenpolitik), EU-Außenpolitik (insbesondere gegenüber dem Balkan und der arabischen Welt) sowie vergleichende Regionalisierungsforschung (Europa-Südostasien). Prof. Stahl koordiniert außerdem die internationale Forschungsgruppe "FromYugoslavia to Europe", die sich mit der Außenpolitik und den internationalen Beziehungen der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens befasst, und hat das DAAD-finanzierte Forschungsprojekt "Tunisia in Transition" geleitet, welches sich interdisziplinär mit der Transformation in der Arabischen Welt beschäftigt und dessen Ergebnisse aktuell bei Routledge publiziert wurden. Die Mitarbeiter befassen sich tiefergehend mit folgenden Themen: Sicherheitsbedrohungen, Religion in den Internationalen Beziehungen, Friedensmissionen und Schutz von Zivilisten in Konflikten, Migration und Entwicklung.